Cognac am Freitag – Grape of the Art Tiffon Lot 90 Cognac

Grape of the Art Tiffon Lot 90 Cognac Titel

Mit der Zigarettenspitze lächelt uns Audrey Hepburn in ihrem ikonischen Outfit aus „Frühstück bei Tiffany“ entgegen, etwas untergehend in all den Flaschen, die sie umgeben. Wahrscheinlich hat man sich für dieses weltbekannte Portrait entschieden, weil Tiffany und Tiffon sich schriftbildlich doch ähneln, auch wenn Holly Golightly im Original eigentlich lieber Champagner oder Gin-Wodka-Mixturen trank als Cognac. Nun, ich überinterpretiere schon wieder, schauen wir uns den Grape of the Art Tiffon Lot 90 Cognac unabhängig davon an. Er stammt aus der Petit Champagne, wurde 1990 in einer Alambic Charentais aus der Rebsorte Ugni Blanc gebrannt und 32 Jahre in Fass 701-TO54 im nassen Keller gereift, bevor er dann im Januar 2024 in einer überraschend niedrigen Cask Strength (47,8%) in 222 Flaschen abgefüllt wurde.

Rostbraun, mit einer leichten Tendenz zum Rötlichen sogar, und mit mittlerer Viskosität zeigt sich dieser Cognac im Verkostungsglas. Kristallklar und ohne Trübung ist er natürlich, aber mit einer derartigen Tönung, dass die Flüssigkeit einem fast ein bisschen den Komplettdurchblick nimmt. Sehr langsam ablaufende Tropfen an der Glaswand bilden sich.

Grape of the Art Tiffon Lot 90 Cognac

Der Duft ist frappierend fruchtig, ein ausgeprägtes Bouquet von klebrig-vollmundigen Datteln, leicht überreifen Pflaumen, frisch gepresstem Zuckerrohrsaft und etwas vom Baum gefallener Mango, dazu ein guter Biss in einen rotbackigen Pfirsich, dass einem der Saft am Mund runterläuft. Das ganze wird ineinander verschmolzen durch ordentlich milde Vanille, die sich nicht aufdrängt, aber subtil die Komponentenverheiratung betreibt. Leicht herbe Seitentöne sorgen dafür, dass hier neben der Frucht noch etwas Komplexität entsteht, deutlich heller Tabak zum Beispiel. Ein Hauch von Lack schwingt mit, auch dieser ist aber eingebunden in ein ausgeprochen volles, rundes Gesamtbild.

Am Gaumen zeigt sich der Tiffon zunächst sehr weich, er breitet sich mit seiner vollen, dickflüssigen Textur direkt aus und belegt den gesamten Mund, lange bleibt sogar auf den Lippen etwas süßlicher Rest, den man am Ende genüsslich ablecken kann. Aromatisch wird er hier leicht phenolisch, balsamisch, mit Erinnerungen an Eukalyptus und sehr feinem Anis, die die Fruchtgewalt, die sich sensorisch natürlich hier ebenso zeigt wie in der Nase, in eine leicht andere Richtung drücken, als man es vielleicht erwartet – sehr erwachsen und komplex, dabei ausdauernd und gegen Ende dann sogar noch mit etwas Blumigkeit versehen, die sich mit der Frucht und der ganz, ganz vorsichtigen Bittere des Abgangs in einen langen Nachhall kombiniert.

Ein Cognac mit einem wirklich grandiosen Mundgefühl, das muss ich sagen, hier lutscht man gerne an jedem Aromapartikel, das den Geschmacksapparat durchläuft, lange herum, und auch wenn der Tiffon Lot 90 den Mund schon eine ganze Weile verlassen hat, saugt man lustvoll die aromatisierte Spucke auf, die noch lange Geschmack nachliefert. Ich liebe solche Spirituosen, an denen man ewig hat, und Audrey Hepburn hätte ihn sicher auch gemocht!

Offenlegung: Ich danke Grape of the Art für die kosten- und bedingungslose Zusendung des Samples dieses Cognacs.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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