Die letzten Ausflüge in die Heimat waren häufig durch Familienfeste bedingt. Da bekommen die Eltern riesige Geschenkkörbe von allen möglichen Gästen, und oft ist dann auch Bier und Wein enthalten. Da das nicht mehr auf dem Speiseplan der Eltern steht, bekommen die Kinder die Flaschen zum Mitnehmen in die Hand gedrückt, worüber ich nicht wirklich böse bin, da ist manchmal gutes Zeug dabei. Wie neulich zum Beispiel das Härtsfelder Kloster Bier Braun, das im Auftrag des weltbekannten Klosters von der lokal wohlbekannten Brauerei Hald in Dunstelkingen gebraut wird. Auf der Zutatenliste liest man „Röstmalzbier“, das ist ein alternativer Name für das vielleicht bekanntere „Farbebier“, was ein erlaubter Zusatz bei Bier ist, der für die dunkle Farbe sorgt, ohne dass man den Brauprozess groß von hellem Bier umstellen muss. Das ist natürlich eine wirtschaftliche Entscheidung, schauen wir mal, ob das Bier dadurch gewinnt oder verliert.
„Braun“ ist eigentlich schon fast untertrieben, das ist schon mahagonifarben, geht schon beinahe ins Schwarzbraun über; der dunkle Ton sorgt dann dafür, dass man kaum durchs Bier durchschauen kann, obwohl es nur etwas opalisierend ist. Der Schaum erinnert sowohl von Konsistenz als auch Farbe an die Crema auf einem frischen Vollautomatenkaffee, großteils feinblasig und flaumig, sackt nach einer Weile etwas zusammen, bleibt aber einen Zentimeter dick erhalten.
Sehr röstig ist die Nase, das Malz wirkt braungebrannt und geht dabei aber nicht ins holzkohlige über. Trockenobst, Pflaumen und Datteln, diese dunkelfruchtigen Aromen unterstützen das Malz und die Gerste. Leichte Hefetöne riecht man durch, leicht getoastetes Holz und Weißbrot aus dem Ofen. Nicht dramatisch expressiv, aber wirksam und angenehm.
Die Textur ist fett und cremig, legt sich schmeichlerisch auf den ganzen Gaumen. Eine feine Süße hilft dabei, dieses richtig geschmeidige Mundgefühl zu erhalten. Etwas zestige Zitrone sorgt sowohl für etwas Ausgleichssäure als auch fruchtige Frische, so dass das Bier sensorisch gar nicht so dunkel wirkt, wie es aussieht – hier spielt das angesprochene Verfahren des Röstmalzbiers doch eine große Rolle. Dennoch ist da ein typischer, schwerer, voluminöser Körper mit all dem, was man an dieser Art Bier mag – Röstaromen, leichte Kakao- und Kaffeepulvernoten, Malz und pflaumige Melasse, und ein Ticken Lakritze. Der Abgang ist hellklingend, frisch und weiterhin rund und mild, mit einem minimalsten Prickeln auf der Zunge, und sehr angenehmem süßherbem Nachklang. 5,3% Alkoholgehalt gefallen in diesem Szenario ebenso.
Das Härtsfelder Kloster Bier Braun ist ein richtig rundes, unkompliziertes und dabei extrem trinkiges Bier. Sicher keine Aromenexplosion, aber durchgängig und sauber gemacht, ohne Kanten und Ecken, aber viel dichtem Charme. Werde ich mir sehr oft organisieren, garantiert!
