Glühwein, Weihnachten, Weihnachtsmärkte und schmierige Lieder – das ist alles nichts für mich. Ich bin der Grinch, was dieses psychologisch und emotional völlig überladene, exorbitant kommerzialisierte und schlicht stressigste Fest des Jahres angeht, und je schneller es vorbei ist, umso besser. Manchmal braucht es auch schlicht Alkohol, um es besser zu überstehen. Und statt dem zuckrigen Industrieglühwein, den es meistens gibt, greife ich dann gerne zu etwas ungewöhnlicherem, das ich bei einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Kaiserslautern gefunden hatte, das Liefmans Glühkriek. Es ist ein klassisches Kriek, zunächst als Bruin eingebraut und dann mit 6% Kirschenanteil (~13kg Kirschen auf 100 Liter) für 6-12 Monate nachgereift, und am Ende versetzt mit natürlichen Gewürzen, in diesem Fall Sternanis, Nelken und Zimt; 2 Jahre wird es gereift, bevor es mit 6% Alkoholgehalt abgefüllt wird. Serviert wird es idealerweise auf 70°C erwärmt. Man kann es auch in Flaschen erwerben, für das Erlebnis zuhause – in der Adventszeit ist es oft nasskalt, so dass ein warmes Bier sicher unabhängig von der Stimmung für gute Laune sorgt.
Optisch steht es deutlich in der Tradition von Glühwein – mahagonifarben, mit rubinroten Lichtreflexen, die sich wunderbar im Gegenlicht zeigen. Von Trübung keine Spur, nur die dunkle Farbe verhindert das Durchblicken. Ein feiner Schaum entsteht beim Eingießen, der sich aber schnell auf eine dünne, weiße Linie am Glasrand zurückzieht.
Wunderbar würzig und angenehm ist die Nase, ein recht natürliches Kirscharoma geht die Verbindung mit den Gewürzen ein, Nelken geben eine leichte Bitterkeit, Sternanis etwas weihnachtstypisch-würziges, und der Zimt ist ganz dezent eingesetzt, so dass er das Getränk nicht übernimmt. Ein bisschen seifig wirkt das Gemisch, aber nicht auf unangenehme Weise. Wer am Weihnachtsmarkt normalerweise den sich überall verströmenden Duft des allgegenwärtigen Würzweins mag, ist hier richtig – die Frucht und Gewürze überdecken das Bier im Geruch, wie es ein gutes Kriek auch tut.



Die Zusammenstellung ist auch am Gaumen gelungen. Initial ist da eine schöne Säure, die das weiche Mundgefühl auffrischt. Sofort sind Kirschen und Nelken da, sie bestimmen für lange Zeit die Aromatik. Im Gegensatz zu vielen Glühweinen ist hier keine pappige Süße da, die den Gaumen belegt, das für das Basiskriek eingesetzte Lambik liefert genug Rezenz, um für leichte Unterhaltung zu sorgen. Erst spät kommt der Zimt auf, auch hier ganz vorsichtig, im Nachhall, mehr eine Idee. Gute Bitterkeit, leichter Körper, kurzer, unaufdringlicher Abgang, ja, das trinkt sich süffig und unkompliziert, sowohl warm als auch kalt funktioniert das Glühkriek ganz ausgezeichnet.
Man hat schon herausgehört, dass ich überhaupt kein Weihnachtsmarktfreund bin, ich mache das manchmal mit, wenn Freunde oder Bekannte mich dazu nötigen. Der überbordende Kommerz, klebrige Pseudoatmosphäre und der billige Glühwein, der normalerweise ausgeschenkt wird, tun ihr übriges dazu, das Erlebnis eher mäßig werden zu lassen. Wenn wenigstens so etwas wie das Liefmans Glühkriek als Alternative angeboten wird, nehme ich das als positives Element dann aber gerne mit, um zuhause die echte Gemütlichkeit anfangen zu lassen. Lieber dann sogar an lauen Sommerabenden gut gekühlt!
