Spirit of Rum und die Brauerei Lemke, beide aus Berlin, das ist eine tolle Partnerschaft. Ich freue mich immer wieder, diese handwerklich gut gemachten und trotzdem sehr kreativen Biere mit der teilweise verrückten Fassreifung zu probieren – und hier, mit dem langnamigen Spirit of Rum 10. Rumclub Beer Selection Lemke Waldmeister Weisse Finished in Cudjoe Ghana/Jamaica Rum Cask wird alles vorher dagewesene, das ich kenne, getoppt. Eine fassgereifte Waldmeister-Weisse? Das allein ist schon irre, finde ich, und dann ist es auch noch ein exotisches Fass, das vorher einen sehr ungewöhnlichen Rumblend (eine Komponente davon aus Ghana, noch so ein Komplexitätsschräubchen!) enthalten hatte. 2 Wochen darf dieses Fass auf die Weisse einwirken, danach wird mit 4% Alkoholgehalt abgefüllt. Oh, wie bin ich gespannt!
Blassblond und naturtrüb zischt diese Weisse erstmal nicht wie die, die ich neulich im Glas hatte – das ist nach den 2 Wochen Fassreifung auch nicht zu erwarten. Man erkennt auch keine Perlage, der Schaum ist nur erahnbar, nach einer Minute ist nur noch am Glasrand ein dünner Strich und ein paar sehr leichte Inseln davon vorhanden.
Der erste Geruchseindruck ist direkt der Waldmeister, das erinnert schon an eine Maibowle, vielleicht etwas reduziert und eingefangen durch die Herstellungsmethode. Leicht würzige Getreidetöne sind mit dabei, man ahnt beim Schnuppern auch schon die Säure, die einen im Mund erwarten wird. Leichte Beerigkeit ist da, aber von einem Rumfass riecht man erstmal nichts.
Die erahnte Säure ist am Gaumen sofort präsent, ausgeglichen höchstens durch etwas Kandiszuckersüße mit viel Würze. Die Textur ist dünn und leicht, sehr frisch und durch die Säure natürlich sehr rezent, auch da hat das Fass nichts weggenommen. Waldmeister wird sensorisch aber hier leicht durch Rumaromen ergänzt, nichts, was einen anspringt, aber erkennbar und in schönem Umfang vorhanden. Ester, Bananen, reife tropische Früchte, und dann noch eine milde Blumigkeit – das funktioniert so wirklich gut, ohne, dass der Stil einer Berliner Weisse mit Waldmeister beeinträchtigt wird.
Süffig und stilsicher, dabei mit kleinem Twist: das ist schon etwas anderes als das grüne Berliner Kindl, das man vielleicht sonst so kennt. Natürlicher, sauberer, aromatischer. Det zischt!
