Die saarländische Bierkultur nimmt, nach ein paar Jahrzehnten der totalen Stagnation und Brauereisterben, wieder erkennbar Fahrt auf, dank vieler kleinerer Brauer. Vielleicht der kleinste ist Bernd Pfeil mit Tiny Brew, der Name sagt es ja schon aus. Bei einem sommerlichen Genussfest am Saarbrücker Staden neulich hatte er einen Stand, und bot ein paar seiner Biere vom Fass und aus der Flasche an, und beim Tiny Brew Sparkling Grape Ale habe ich gerne zugeschlagen. Der Stil des Italian Grape Ale ist noch recht neu, eigentlich ein Bier-Wein-Hybrid, für das ein klassisches Weizenbier mit ein bisschen Extrahopfen (Magnum, Kazbek) versehen wird; nach der Biergärung wird die Hefe entfernt, eine Süßreserve zugegeben und dann mit Sekthefe weiter fermentiert. Fassreifung und Karbonisierung erfolgen, bevor eine Flaschenreifung den aufwändigen Herstellungsprozess komplettiert und man das Bier mit einem Endalkoholgehalt von 6,8% genießen kann – gebraut nach dem Natürlichkeitsgebot!
Sonnenblumengold opalisierend und mit nur leichter Trübe versehen bietet das Bliesgaubier einen schönen Kontrast zur feinen Schaumkrone. Letztere wird immer dünner, bleibt aber als feiner Flaum erhalten. Das Mousseux erinnert an Champagner, dezent aber sichtbar.
In der Nase wird schnell klar, warum der Bierstil so heißt: da findet sich eine interessante Kombination aus herbfruchtigen Trauben und einem auch fruchtigen Aromahopfen, die ungewöhnlich wirkt, mir aber in der leichten Bittere und fast schon tresterigen Mostigkeit sehr gut gefällt. Dezente Gewürznoten kommen noch dazu, komplettieren das wirklich elegante, spannende Geruchsbild.
Auch im Mund geht das ansatzlos weiter. Trocken und klar ist das Mundgefühl, vom Antrunk an, mit prägnanter Säure, ohne wirklich sauer zu werden. Die Gewürztöne sind hier nun noch stärker ausgeprägt, das geht fast in leichte Holzigkeit über. 12 IBU finden ihren Platz, gefühlt ist das Bier aber bitterer, eine fast schon honigartige, unterschwellige Süße gleicht den Eindruck aber aus. Im Verlauf entsteht kurz ein Schaumweingefühl, da denkt man ein paar Sekunden, man hätte einen halbtrockenen Sekt im Mund, bevor die Biertypizität wieder nach vorne kommt. Der Abgang ist kurz, frisch, rezent und leicht, ein bisschen floraler Jasmin klingt dann noch etwas nach.
Ein sehr hübsches Bier, süffig und rund, dabei frisch und ungewöhnlich genug, mir den Feiertag auf der Terrasse äußerst angenehm zu machen!
