Wir saßen zwei Tage beim ISW-Januar-Tasting in einer Jury direkt nebeneinander, gingen gemeinsam durch Höhen (tolle Armagnacs und Rhums agricoles!) und Tiefen (alkoholische Sahnepuddings und blaue Minzliköre), sowas schweißt zusammen. Die Schlachtplatte „Pfälzer Liebling“ am Abend bei Zwockelsbrück in Neustadt/Weinstraße war auch etwas, das man nicht mit jedem beliebigen Gegenüber so durchziehen kann. Ich freue mich, Branko Drljača von Slap Spirits persönlich kennengelernt zu haben, und fühle mich geehrt, dass er mir nach dem ISW noch zwei Samples seiner Obstbrände/Rakiyas in die Hand gedrückt hat. Sein grandioser Šljivovica aus der Pflaume ist eh schon medaillengekrönt gewesen, besonders spannend fand ich allerdings seinen Brand aus der in Bosnien regional wachsenden Schwarzbirne, den er auf seinem 2010 wiederbelebten Familiengut brennt. Entsprechend aufgeregt bin ich, hier den Slap Spirits Aqua Ardens Schwarzbirne (Crna Kruška) vorstellen zu dürfen!


Kristallklar, ohne Fehler oder Partikel, mit einer hübsch anzusehenden Öligkeit im Glas beim Schwenken. Es bildet sich eine Filmkante dabei, bei der man zusehen kann, wie sich ein Tropfen daraus gemütlich löst und dann abfließt.
Die Nase ist intensiv, verbreitet sich schnell auch außerhalb des Glases, mit vielen erdig-vegetalen Komponenten, geht dabei schon erkennbar ins Tresterige über. Die Frucht ist herb und würzig, mit Eindrücken von herber Birne, oxidiertem Apfel, Quitte und sogar etwas Himbeere und Kirsche. Sehr angenehm zu schnuppern, mit genug Komplexität, dass man sich damit auch eine Weile aufhalten kann.
Im Mund expandiert sofort ein sehr breite Textur über den gesamten Gaumen, mit feiner Süße, die die oben schon geschilderten Fruchtnoten unterstützt, ohne sie daran zu hindern, im Verlauf wunderbar aufzublühen. Dabei kommt die Tresterigkeit auch hier zum Vorschein, fügt gut eingebundene Herbe dazu, und aromatische Spannung, die sich dann aus an der gleichzeitig sich entwickelnden Tiefe speist. Durchgängig weich und rund, ohne jede Kante, und einem herrlich floralen, sehr langen und haftenden Finish, an dem Wintergrün, Jasmin und Veilchen beteiligt sind.
Ein Brand, der mir wirklich richtig viel Freude macht, und Lust darauf, die zugrundeliegende Frucht einmal irgendwo zu probieren. Handwerklich top, aromatisch spitze, mit einem eigenen Geschmacksbild – hervorragend! Mich wundert überhaupt nicht, dass dieser Brand beim ISW 2023 nun auch noch eine Goldmedaille gewonnen hat.