In einer Zeit, in der es dutzende von aufwändig hergestellten Ginsorten gibt, rutscht die alte Garde, die es seit Jahrhunderten gibt, schnell in die Nische des Langweiligen. So musste ich mir neulich von einem Besserwisser anhören, warum ich den „billigen“ Gordon’s London Dry Gin für einen Cocktail, den ich für ihn gemixt hatte, benutze, statt einem „besseren“. Meine persönliche Meinung dazu (abgesehen davon, dass „teuer“ kein Qualitätskriterium ist) ist, dass Gin, insbesondere wenn er in Cocktails verwendet wird, ein extrem schnell abschmelzendes Preisleistungsverhältnis hat. Die teuren, hippen Szenegins von heute schmecken, wenn man sie in Cocktails vermischt, alle gleich. Sie haben nur eine Daseinsberechtigung im Gin Tonic oder pur, wo die recht geringen Unterschiede zwischen den Marken noch erkennbar sind.
Darüber hinaus ist der Gordon’s Gin einfach die Verkörperung dessen, wie ein London Dry Gin zu schmecken hat. Kräftig wacholderig, kräuterig, herbal, Zitrusnoten, floral; dabei mit dieser ätherischen Note, die den Gin einmalig macht. Für mich der perfekte Gebrauchsgin für den alltäglichen Einsatz.
Der Savoy-Klassiker Darb Cocktail beispielsweise nutzt die Art des Gordon’s, um ein trocken-fruchtiges, dabei aber auch im Nachgeschmack kräuteriges Gesamtbild zu erzeugen.
Darb Cocktail
¾ oz Gin (z.B. Gordon’s London Dry Gin)
¾ oz trockener Wermut (z.B. Noilly Prat)
¾ oz Aprikosenlikör
¼ oz Limettensaft
Auf Eis shaken.
[Rezept nach Harry Craddock]
Die Flasche selbst hat zwar eine interessante Form mit flacher Vorder- und gewölbter Rückseite, ist aber nichts, was einem ins Auge springt.
Der unauffällige Arbeiter unter den Gins. Dennoch: Ich bin mir sicher – wenn der Gincraze wieder abnimmt, werden viele der hippen Gin-Spirituosen schnell wieder vom Markt verschwinden. Gordon’s aber wird bleiben und weiterarbeiten.
Exakt meine Meinung!