Saftige Aprikosen – Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka

Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka Titel

Ein kurzer Trip nach Ungarn, zwei Tage Balaton, zwei Tage Budapest, ein Tag Györ – da kriegt man wieder etwas zu sehen von diesem wirklich schönen Land, mit seinen naturbelassenen Landschaften und beeindruckenden Gebäuden aus alten Zeiten. Es tut mir im Herzen weh, wenn ich sehe, wohin das Land gerade steuert; ich dachte, die Ungarn würden die Einschusslöcher an den Wänden in den Gebäuden gegenüber des Parlaments, die noch vom blutig niedergeschlagenen Aufstand 1956 herrühren, erinnern und sich nicht von einem russlandfreundlichen, rückwärtsgewandten und homophoben Autokraten belabern lassen, doch das passiert nun. Es wundert mich nicht so sehr, wenn man die wirtschaftliche Lage berücksichtigt, unter der viele Ungarn leiden – Preise auf deutschem Niveau sind mit einem gleichzeitig nur ein Zehntel betragenden Einkommen schwer bezahlbar, und die Unterschiede zwischen dem sehr einfach gebliebenen Land und der hyperlebendigen Hauptstadt sind in Ungarn noch krasser ausgeprägt als in vielen anderen Ländern.

Auf dem Land, mitten in der ungarischen Ebene, findet sich die Stadt Békéscsaba, und von dort stammt der Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka. Der Name der Spirituose ist also mehr eine Homage an die Stadt als ein Produkt aus ihr; dennoch ist das natürlich ein augenfängerisches Fläschlein, mit hohem Souvenirpotenzial für den Gast in der Metropole. Pálinka ist strengreguliert, es dürfen nur Früchte verwendet werden, die in Ungarn angebaut worden sind, es sind keinerlei Zusätze erlaubt, da ist man strenger als die EU-Spirituosenverordnung. Wer einmal auf einem ungarischen Markt die Stände mit frischem Obst gesehen hat und ein paar der Pfirsiche oder Aprikosen probiert hat, wundert sich darüber nicht mehr, das Obst hat Aromen, von denen man hierzulande meist nur träumen kann, das ist fast eine religiöse Offenbarung, so saftig und lecker ist das Steinobst. Die Aprikose wurde hier vermaischt, gebrannt und mit 40% Alkoholgehalt abgefüllt, und ich erwarte ehrlich gesagt sehr viel, wenn ich mir nun ein Glas dieses Obstbrands eingieße.

Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka

Brilliant und glasklar, ohne Fehler, ohne Einschluss, so wie eine ungereifte Spirituose aussehen muss. Im Glas schwenkt sie sich ölig, aber mit gleichzeitiger Lebendigkeit, hinterlässt dabei Tropfen an der Glaswand, die sich zu Beinen formen und langsam ablaufen.

Für die Nase präsentiert sich der Barack Pálinka vollfruchtig, die Aprikose ist in aller Schönheit voll abgebildet. Eine vollreife Frucht ist das, glänzend, man ahnt schon die Saftigkeit, die leichte Nachgiebigkeit beim Drücken, den sanften Flaum. Der süßsäuerliche Saft, der üppig austritt, beißt man hinein, die leichte Herbe, die man fühlt, wenn man an den Stein stößt. Frisch und hell, mit einem feinen Beiton von Vanille, vielleicht sogar Milchschokolade, aber nur in homöopathischen Dosen, so dass die linear gezeigte Frucht nicht durch Ablenkung gestört wird. Tiefes Schnuppern bringt einen Hauch von Lack, und minimalste Floralität. Insgesamt ein wirklich zum langen Verweilen einladender Duft, der schon das Wasser im Mund laufen lässt.

Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka Glas

Am Gaumen kommt der Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka texturell viskos und sehr dicht an, mit schwerer Süße, ein sehr breites Mundgefühl, das sehr lange erhalten bleibt. Direkt im Antrunk blüht die Aprikose auf, erneut saftig und vollreif, aromatisch rund und charmant, herrlich sich mit der Textur vermählend, es fühlt sich stellenweise nach Fruchtsirup an, den man trinkt, wäre da nicht die klare Struktur mit frischer Helligkeit und einem gewissen, ganz dezenten und perfekt eingebetteten medizinischen Beiklang, der für Eleganz und Komplexität sorgt. Im würzigen, prickelnden Nachhall geht dann wie im Antrunk die Aprikose nochmal so richtig schön auf, diesmal milder, aber dafür noch ausgeprägter, mit einem wunderschönen floralen Oberton. Das bleibt lange im Mund, verklingt nur ganz langsam und entspannt mit viel Geduld. Ein großartiger Abgang, der die Verkostung krönt.

Völlig unkompliziert, dicht und vollaromatisch, mit feiner Eleganz und sauberer Struktur – das ist Handwerk vom Feinsten. Die Aprikose ist eine der Herzensfrüchte der Ungarn, und hier hat sich ein Meister gefunden, der das Beste aus ihr herausgeholt und in flüssige Form gebracht hat.


Diese Aprikose muss nicht Hauptdarsteller in einem Cocktail sein, sie zeigt ihre Stärken auch dann, wenn sie die zweite Geige spielt. Im Gin Blossom Martini wird man sich schwer tun, einen besseren Aprikosenbrand zum Einsatz zu finden, die Textur und die starke, ausdauernde Aromatik machen den Arpád Budapest Prémium Barack Pálinka hier zum idealen Mixkandidaten.

Gin Blossom Martini Cocktail

Gin Blossom Martini
45ml Dry Gin
45ml süßer weißer Wermut
23ml Aprikosenbrand
2 Spritzer Orange Bitters
Auf Eis rühren. Mit Zitronenzeste absprühen und dekorieren.

[Rezept nach Julie Reiner]


Sehr cool ist natürlich die Flasche an sich. Ich mag dieses quaderförmige Design, das passt sich gut in die Heimbar ein, da findet sich immer ein Plätzchen. Der Plastikschraubverschluss ist qualitativ gut und funktional. Das Highlight ist der Druck auf die Flasche, die die Kettenbrücke in Budapest zeigt, mit dem Burgpalast auf der Rückseite, so entsteht ein dreidimensionaler Effekt, der mir gefällt, der Pálinka in der Flasche symbolisiert so die fließende Donau. Dazu ein hübsches Etikett mit handschriftlich eingetragener Unterschrift des Meisterbrenners und einem aufgestempelten Abfülldatum. Was will man mehr.

Demnächst geht es nochmal für ein paar Tage nach Ungarn, und ich werde wieder die eine oder andere Flasche Pálinka mitbringen. Wenn die auch nur ansatzweise an diesen hier herankommen, werde ich sehr zufrieden sein.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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