Wenn ich in die alte Heimat fahre, bringe ich normal immer was zu trinken mit. Neulich habe ich das verschlampt, und wollte im örtlich gelegenen Edeka für das Abendessen was gutes kaufen. Ich war dort schon früher über die Produkte der Manufaktur Jörg Geiger gestolpert, und diesmal habe ich zugeschlagen und den Birnenschaumwein aus der Champagner-Bratbirne in den Korb gelegt. Zusätzlich zur großen Flasche fürs Abendessen noch eine Piccolo-Flasche, ich wusste ja, dass ich hier was schreiben will, wenn das Zeug was taugt. Der Birnenschaumwein wird aus Früchten von Streuobstwiesen gemacht, in Zusammenarbeit mit fast 400 Landwirten aus der Region Göppingen. Traditionelle Flaschengärung, 8% Alkoholgehalt, halbtrocken – das sind noch ein paar Details, bevor wir uns dem Flascheninhalt widmen.
Die Farbe ist gelbgold, geht an den Glasrändern fast in Bernstein über. Eine ausgesprochen hübsche, ausdauernde und vielperlige Perlage, die die Flüssigkeitsoberfläche fast zum Brodeln bringt, gefällt dem Auge, und lässt den Genießer schon auf starkprickelnde Erfrischung hoffen.
Für die Nase ist viel Frucht da – zunächst natürlich erstmal wirklich Birne, saftig, reif, eine Variante, die man sich schon mit diesen kleinen braunen Flecken vorstellt. Dann kommt aber noch etwas grüne Banane dazu, und kombiniert mit einem Touch Vanille wirkt der Schaumwein süß und voll. Gleichzeitig ahnt man die Mineralität, wenn man tiefer schnuppert, da ist eine gewisse Kante, die die Fruchtsüße bereits in der Nase aufbricht.
Und am Gaumen kommt beides tatsächlich zusammen. Initial ist da die Birne, erneut vollreif und saftig, mit leichten Granny-Smith-Apfeluntertönen, die bereits auf die knackige, aber nicht kantige Säure hindeuten, die nun folgt. Die herbe Struktur ist kontrastreich zur süßen Nase, und zusammen mit der ausgesprochen hohen Perligkeit, die man ja bereits optisch genießen konnte, hat man hier einen extrem süffigen, erfrischenden Erlebnisbogen, der den Gaumen sensorisch anregt, effektvoll ankitzelt und andauernd belegt. Lang, herbbitter und aromatisch fein klingt der Schaumwein sehr spät aus, die Säure steckt noch eine Weile tief im Rachen.
Ein wunderbarer Aperitif, der sowohl den Gaumen vorbereiten als auch reinigen kann, und im Aroma eine herrliche Abwechslung zur sonstigen Traubengewohnheit bietet. Für die besondere Angelegenheit, die sich ja immer mal wieder bietet!
