Armagnac am Freitag – Grape of the Art Domaine d’Espérance 2003 Armagnac

Grape of the Art Domaine d'Espérance 2003 Armagnac Titel

Louis de Funès, in seiner wohl besten Rolle – „Brust oder Keule“, ein Film aus dem Jahr 1976, der heute noch so unterhaltsam und treffsicher satirisch wirkt wie damals. Der Komiker ist auf dem Etikett des Grape of the Art Domaine d’Espérance 2003 zu finden, leicht verändert nur im Vergleich zum Filmbild. Ich werde jetzt nicht anfangen, den Armagnac gegen das Licht zu halten und rein mit dem Auge beschreiben zu wollen, was ich da im Glas habe, für die Details sorgen wie immer vorbildlich für die gesamte Branche die Abfüller von Grape of the Art. Rein aus der Rebsorte Baco, einer der beliebtesten bei Armagnac, wird der Espérance in der Region Bas-Armagnac in der traditionellen Alambic Armagnacais gebrannt, lagert danach 19 Jahre in Fass #60 und kommt dann im März 2024 in Fassstärke (48,4%) in die 257 Flaschen, die es davon gibt.

Grape of the Art Domaine d'Espérance 2003 Armagnac

Natürlich halte ich den Brand trotzdem kurz gegen das Licht, aber nur für die optischen Eindrücke; tolles Safran, mit diversen abgestuften Lichtreflexen bis zum polierten Gold, kombiniert mit einer wirklich hübsch anzuschauenden Öligkeit, die dauerhafte Artefakte am Glas hinterlässt.

Bourbon? Das ist mein erster Gedanke, als ich das Glas dann an die Nase führe. Nein, zu fruchtig dafür, aber die Assoziation bleibt bestehen, denn neben dem getrockneten Steinobst, den rotbackigen Äpfeln und dem saftigen, weichen Pfirsich ist da definitiv eine gewisse Karottennote. Das Holz integriert sich sehr angenehm, bietet zarte Anflüge einer Zigarrenkiste, ohne den frischen, leichten Charakter des Armagnacs in eine dunklere Ecke zu ziehen. Man spürt etwas Lack, etwas Latschenkiefer, ein Touch Anis.

Gerade letztere Noten sind am Gaumen initial noch präsenter, der Anis und etwas Estragon vielleicht, frisch angepresste Kardamomkapseln. Die Textur ist klar, streng, fühlt sich nicht ganz so viskos an, wie man das vom Schwenken vermutet hätte, dennoch voll und dicht. Im Verlauf entsteht eine trockene Bittere, die Früchte wirken wie knapp vor der Reife vom Baum gepflückt, Säure und Süße sind gut verbaut. Im Abgang wärmt der Espérance den Rachen und die Speiseröhre, während eine minimale Astringenz die Spucke im Mundraum anzieht, und ein sehr angenehmes Mundgefühl hinterlässt. Im sehr, sehr langen Nachklang taucht erneut die Karotte auf, etwas Orangenschale und Zitronenalbedo und ein leicht grünes, leicht florales Bild von Geranien und Jasmin.

Völlig unkompliziert, klar strukturiert und mit dennoch genug Spannung, um mich lange zu unterhalten. Das trinkt sich easy und süffig, man hat in jeder Phase trotzdem richtig viel zu entdecken und gerade der lange Nachklang beeindruckt mich enorm. Das ist so ein Brand, von dem man gerne eine Flasche zuhause hat, die man abends herausholt, wenn man einfach was gutes trinken will.

Offenlegung: Ich danke Wet Drams für die kosten- und bedingungslose Zusendung dieses Armagnac-Samples.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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