Wenn eine Brauerei schon so einen regalen Namen wie Brauerei Fürstlich Drehna in Brandenburg trägt, muss man mit Tradition rechnen. Fast 300 Jahre Brautradition ist aber auch wirklich etwas, worauf man stolz zurückblicken kann. Mich wundert bei so einem Betrieb dann eher, dass man sich auf etwas Alternatives einlässt statt einfach die alte Marke von Annodazumal weiterzubrauen. Honig ist dabei sicher kein moderner Hype, daraus hat man schon seit Urzeiten alkoholische Getränke gemacht, darum ist das Odin-Trunk Honigbier kein verrücktes Experiment. Brauwasser, Gerstenmalz, 2,5% Honig, und Hopfen, die Zutatenliste ist erfreulich kurz und natürlich, mit 5,4% Alkoholgehalt hat man auch was am Gaumen liegen. Wie schmeckt sowas? Ich bin gespannt.
Kristallklar, wunderbar leuchtendes Kupfer, ein attraktive Perlage, bei der die Bläschen selbst glitzern, und dann einen sehr feinen, ausdauernden Schaum bilden – optisch ist der Trunk des Gottes schonmal ein Hit, das muss ich sagen.
Wer „Honig“ liest und deswegen damit rechnet, dass das Bier süß rieche, täuscht sich, für die Nase ist das schon eher gefühlt ein malzlastiges Bier, leichte Fruchtnoten, und ein bisschen so ein Stallgeruch, eher Pferde als Kühe, der mich anzieht, und diese Rostigkeit, die man bei Lagerbieren oft findet. Ansonsten, wie gesagt, Honig tu ich mich schwer wahrzunehmen, eher Malz und Erdigkeit. Was nicht schlecht ist, mir gefällt der Duft.
Auch im Antrunk ist erstmal eine übliche Mischung aus Bittere, Säure und Süße vorhanden, eine volle, breite Textur, die durch die Karbonisierung und das Volumen des Biers entsteht, schön kauig und trotzdem frisch und helltönig. Im Verlauf, ja, da kommt etwas Süße stärker hervor, und man meint auch die Honigaromen dann hier durchzufühlen. Diese Süßbittere unterscheidet das Honigbier dann vom klassischen Gerstenbier, das hat tatsächlich eigenen Charakter. Der Abgang ist aber dann sehr kurz, lässt hauptsächlich rostige Nägel und eine leicht unangenehme Süße im Rachen zurück.
Ich bin zwiegespalten, einerseits finde ich den Odin-Trunk echt süffig und trinkig, andererseits ist der Abgang nicht so schön, wie ich ihn mir dazu gewünscht hätte. Man trinke es kühl und ohne viel drüber nachzudenken, dann passt das schon und macht Spaß.
