Bier am Freitag – Rizmajer Cortez, Popcorn und Rumos szilvás

Rizmajer Cortez, Popcorn und Rumos szilvás Titel

Eine kleine Sommerreise nach Ungarn, da hätte ich wissen sollen, was passiert – die Sonne brannte unerbittlich, 35°C eigentlich durchgängig, in Budapest heizt sich das extra auf, weil die alte Architektur rein aus Beton besteht und in Pest nur wenig Platz für Grün lässt. In Buda, da sieht das anders aus, das ist viel bewohnerfreundlicher gestaltet. „Es gibt die Budapester, die in Buda wohnen, und die, die in Buda wohnen wollen“, schmunzelt mein guter Freund und Kollege Kristian Kielmayer, den ich dort kurz treffen konnte, und ich verstehe das. Der weitgereiste Wein-, Kaffee-, Spirituosen- (und inzwischen auch Bier-)experte empfahl mir eine Brauerei, vor der wir uns kurz in die Sonne auf ein Bier setzten, und das war eine gute Idee – von dort bringe ich das Rizmajer Cortez, Popcorn und Rumos szilvás nach Deutschland mit zurück und stelle es euch heute vor!

Rizmajer Cortez, Popcorn und Rumos szilvás

Wie immer trinken wir von links nach rechts und fangen damit beim Cortez Kukorica Sör an, gemacht aus Maisgrieß, das mit 5,5% Alkoholgehalt und milden 11 IBU abgefüllt ist. Dazu klar, nicht kristallen, aber beinahe, mit einer gelbgoldenen Farbe, die beinahe ins Bernstein übergeht. Die Perlage ist hübsch und speist den feinen Schaum, der dünn aber ausdauernd das Bier besiedelt.

Rizmajer Cortez Kukorica Sör

Eine aromatische Nase begrüßt uns, getreidig und leicht rostig-metallisch, sehr fein und edelherb, bierig und frisch. Milder Hopfen, eher Bitter- als Aromahopfen, auf einer schönen Getreidebasis – nicht aufregend, aber anregend!Richtig gut liegt das Bier am Gaumen: hier hat man eine perfekte Balance zwischen voller Textur und knackiger Rezenz getroffen, Süße und Säure sind in nahezu idealem Spiel zueinander, eine angenehme Herbe klickt am Gaumen. Der Mais als solcher ist nicht wirklich schmeckbar, gibt vielleicht etwas mehr Süße und Rundheit ins Getränk, als das einfache Gerste tun würde. Der Abgang ist kurz, frisch, blüht mit leichter Floralität noch auf, bevor das Bier ein rundes Mundgefühl hinterlässt.

Gut gekühlt, frisch aus dem Kühlschrank – wow, das ist das perfekte Bier für einen heißen Sommertag. Im Moment haben wir 32°C in Saarbrücken, das erinnert an die Tage in Budapest, wo es noch wärmer war. Das Cortez würde, wäre es leichter zu bekommen, ein echtes Go-To-Bier für solche Wetter.


Wir bleiben beim Maisgrieß, legen aber eine Schippe drauf. Das Popcorn Double Corn IPA ist natürlich ein anderer Stil, dazu passend hat es 6,5% Alkoholgehalt, und man betont auf dem Etikett die Malze: Pilsner, Kristall, Karamell. Entsprechend wirkt es sehr dunkel, fast schon Mahagoniholz, dabei kristallklar, mit rubinroten Lichtreflexen und mit einem schön kontrastreichen, eierschalenfarbenen Schaum versehen, der sich eine ganze Weile auf dem Bier hält.

Rizmajer Popcorn Double Corn IPA

Ein klassischer Duft entströmt dem Bier, getreidelastig, mit angenehm frischer Hopfennote, ohne dass der Aromahopfen das Bier dominiert. Gut malzig, voll und rund, minimalst rostig, mit einem Touch von Röstaromen, die gleichwertig zur Hopfenfrucht stehen. Wirklich ein schöner Duft! Eine volle, weiche Textur legt sich an den Gaumen, kauig und fluffig. Die Süßsauer-Balance ist wunderbar getroffen, da bietet sich sowohl Aromenbett als auch Rezenz in jedem Schluck. Die Röstaromen kommen hier stärker in den Vordergrund, lassen aber dem Hopfen noch genug Raum, um ohne jede Diskussion als kräftiges IPA durchgehen zu können. Würzig, mildsalzig, ein bisschen umami – da hat man wirklich ordentlich was im Mund, das macht Spaß und erfrischt. Angenehme Komplexität zeigt sich, und ein trockener, malziger Abgang, der lange vorhält. Das trinkt sich grandios und unterhaltsam!


Zuletzt ein kleiner Ausreißer, weil wir hier eine Art Fruchtbier vor uns haben. Das Rumos szilvás Fruit Lager wird aber mit Bier, Pflaumensaftkonzentrat und Rumaroma hergestellt und deswegen auch (nur leidlich deutlich) als Biermischgetränk deklariert. Es hat schließlich 4,3% Alkoholgehalt und 10 IBU. Irgendwo zwischen Rubinrot und einem Himbeerrot steht das Bier im Glas, man weiß spätestens hier, dass es sich nicht um ein klassisches Bier handelt – was die Krieks für die Belgier, das ist das Pflaumenbier für die Ungarn. Der Schaum ist auch leicht rötlich gefärbt, er ist feinperlig und wird ununterbrochen gefüttert durch die extrem aktive, extrem feine Perlage.

Rizmajer Rumos szilvás Fruit Lager

Ganz klar und deutlich ist die Pflaume in der Nase vorhanden, richtig natürlich und edel. Darunter findet sich eine würzig-herbe Getreidebasis, aber die Frucht dominiert klar, Rum ist allerdings nicht zu riechen. Man muss bei so einem Gebräu auch keine großartige Komplexität erwarten – mir gefällt die Einfachheit, weil sie natürlich scheint. Im Mund macht sich dann aber doch etwas Ernüchterung breit, eine starke Süße taucht direkt schon beim Antrunk auf, etwas, was ich bei Bier und auch Biermischgetränken überhaupt nicht mag. Sie legt sich auf den Gaumen, und verhindert, dass man die Rumpflaume, die auch hier deutlichst vorhanden ist, wirklich wertschätzen kann, ebensowenig, wie die Bierbasis. Die Rezenz leidet auch darunter, wenn sie auch durch Säure und Karbonisierung grundsätzlich da ist. Geschmacklich hat man auch ein etwas unausgegorenes Gesamtbild, das unentschlossen wirkt, und schnell wieder verschwunden ist. Da habe ich schon sehr viel spannendere ungarische Pflaumenbiere im Glas gehabt.

2 von 3, ein sehr gutes Trefferbild, finde ich; vor allem, da ich in Ungarn noch ein paar weitere Sorten dieser Brauerei probiert hatte und alle eher überdurchschnittlich abschnitten, und, das muss ich sofort nochmal betonen, trinkt sich das Zeug wie gesagt echt süffig, wenn man bei 35°C mit einem guten Kumpel im Freien vor einer der Rizmajer-Kneipen sitzt und die ungarische Sonne dazu genießt.

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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