Vier Getreidesorten in der Maische, das ist durchaus nicht gewöhnlich, und sowas macht mich schon direkt gespannt: Gerste, Weizen, Hafer und Roggen werden für das Brouwerij Wilderen Kanunnik Tripel verwendet. Wer sich mit den Getreiden in Bieren auch nur auf unterster Ebene auseinandergesetzt hat, weiß direkt, dass jedes einen eigenen Aspekt ins Bier bringt: bei diesem Gebräu wird es also eher darum gehen, wie man die vier Aspekte miteinander integriert, und ob sie nachher auch noch erkennbar sind. „Edler“ Hopfen (so die Produktbeschreibung) kommt natürlich auch noch dazu, und als Krönung ein paar Gewürze, die aber nicht weiter spezifiziert werden. Da erwartet man durchaus etwas charaktervolles, oder?
„Blonde“ nennt es sich, geht aber schon fast ins Kupfer über. Die Naturtrübe verhindert nicht, dass man die extrem starke, kräftige und schnelle Perlage durchsieht. Entsprechend kräftig zischt es beim Eingießen, und der eher grobporige Schaum bleibt lange erhalten.
Die Nase ist getreidig und süßlich, ein deutlicher hopfenfruchtiger Einschlag wird mit einer gewissen Zuckerwattesüße aufgegriffen und zum Malz weitergeleitet. Das geht sogar teilweise ins leicht Parfümige über, ganz sicher aber sehr floral auf die zweite Nase, milde Lavendel-, Thymian- und Jasminnoten machen das Kanunnik ganz sicher etwas sehr angenehmes zum Schnuppern.
Auch im Mund bleibt dieser Eindruck bestehen, da ist diese sehr attraktive Mischung aus dezenter Hopfenfrucht mit sogar etwas Banane, blumig-aromatischen Kräutern und einer orangigen Zestigkeit, die die eingesetzte Getreidemischung nicht verdrängt. Die Textur ist kauig, mit schaumigem Mundgefühl (vielleicht vom Hafer?) , ohne dabei wirklich süß zu wirken, die Frische ist dauernd da und sorgt mit leicht astringierender, fast schon zitroniger Säure für wirklich schöne Rezenz mit feinem, frechem Zirpen auf der Zunge. Der Abgang ist dafür dann etwas trocken und rumpelt würzig im Rachen, hier zeigt sich vielleicht der Roggen, ohne dabei echt unangenehm zu werden: das hat Charakter, die 8,2% Alkoholgehalt arbeiten daran sicher auch mit.
Ein ideales Sommerbier, das muss ich sagen, die Frische ist toll, wenn man es gut gekühlt trinkt, hat man da was für den Sonntagnachmittag auf der Terrasse. Man muss nur aufpassen, das ist halt ein Tripel, das spürt man dann auch. Wie es halt sein soll bei gutem belgischen Bier: Genuss und Effekt ergänzen sich hier.
