Ich mag Sauerbier, seitdem ich meinen (zugegebenermaßen für Biernerds sehr späten) Erstkontakt damit hatte, und freue mich immer wieder, wenn ich ein gut gemachtes Bier dieses besonderen Stils im Glas finde. Den meisten ist er wahrscheinlich nur über die traditionelle Berliner Weisse bekannt, und das, obwohl der Stil am Aussterben ist. Ein paar einzelne Brauer versuchen weiterhin, sie am Leben zu erhalten – dazu gehören auch die Craftbrauer von BRŁO, die mit ihrer BRŁO Weisse das Projekt Biererhaltung unterstützen. „Unsere Berliner Weisse trinkt man kalt und pur“ sagen die Brauer, das ist schon ein anderes Selbstverständnis als das der Brauer, die eigentlich ihre Weisse nur als Basis für grüne und rote Mischgetränke sehen.
Ein sehr lautes Bier beim Eingießen, da zischt und faucht es lange, selbst nachdem sich der zunächst feinblasige Schaum zügig und knisternd komplett abgebaut hat, die sehr kräftige Perlage sorgt weiterhin für ordentlich Geräuschkulisse. Deutliche Trübung sieht man, wenn man sich vom ohrenbetäubenden Lärm loslöst, farblich in blassem Bernstein gehalten. Der süßsaure Geruch ist sehr typisch für den Stil. Ich rieche hier Milchsäure, wie bei Naturjoghurt, aber das BRŁO hat auch eine deutlich fruchtige Seite, Zitrone und Himbeere, vielleicht Stachelbeeren. Bereits in der Nase ist es also als Sauerbier erkennbar, da freue ich mich als Liebhaber dieser Art von Biere schon auf den ersten Schluck.
Kräftig sauer ist es dann auch, sogar mit leichtem Kratzen im Nachgeschmack. Angenehm rezent durch die Säure und aber auch den starken Kohlensäuregehalt, dennoch wirkt es irgendwie weich und dicht im Mundgefühl. Saure Beeren sind der dominante Eindruck, Johannisbeeren, noch nicht durchgereifte Brombeeren, Stachelbeeren, ein Tick Limette dazu, und eine den angegebenen 5 IBU angemessene Bittere, unterstützt vom Cascade-Aromahopfen. Begleitet wird das von einer unterschwelligen fruchtzuckerlastigen Süße. Der für Weisse üblich reduzierte Alkoholgehalt, hier 4%, ist unschmeckbar, sorgt aber für gute Süffigkeit. Wenig Körper. Milde Bierwürze. Abgang trocken und leicht würzig, aber vom aromatischen Gesichtspunkt aus praktisch nicht existent. Die Säure bleibt als bestimmendes Element noch etwas im Rachen.
Es ist Samstag im Juli 2023, die Sonne brennt unerbittlich heute. Ich kann mir kein besseres Bier für diese Situation vorstellen als das BRLO Berliner Weisse. Ehrlich, das ist leicht genug und aromatisch trotzdem unterhaltsam, und erfrischt wunderbar. Toll gemacht.
