Bier am Freitag – Dreher Gold, Bitter Lager, Hidegkomlós, Bak, IPA und Barack

Dreher Gold, Bitter Lager, Hidegkomlós, Bak, IPA und Barack Titel

Jede Stadt hat ihr repräsentatives Bier. In Budapest ist das Dreher, ohne Frage, man findet Werbung dafür an jeder Ecke, praktisch jede Kneipe hat Dreher vom Fass zur Verfügung, und die Dreher Sörgyárak strahlt mit ihrem großen Einfluss natürlich weit über die Hauptstadt hinaus ins Umfeld – es ist für mich persönlich DAS ungarische Bier schlechthin. Gerade im Sommer, wenn man zu Fuß (wie ich finde, dass man diese Stadt am besten erkunden kann!) in Budapest durch die aufgehitzten Straßenschluchten schlendert, und der Mund trocken wird, ist so ein leuchtendes, außen beschlagenes, mit herrlichem weißen Schaum versehenes Dreher der Traum, auf den man gerne zusteuert.

Dreher Gold, Bitter Lager, Hidegkomlós, Bak, IPA und Barack

Ursprünglich kannte ich nur das Grundprodukt der Brauerei, das Dreher Gold. Bei meinem letzten Besuch in Budapest standen da aber plötzlich in den Supermärkten auch andere Varianten, und auch in den Kneipen wurde dem vom schlimmen Durst getriebenen Besucher Fassbiere mit mir unbekannten Namen angeboten. Gerne nutzte ich das Angebot ausgiebig, und brachte dann für meine Leser ein paar Abfüllungen mit nach Hause, um sie hier nun vorzustellen. Alle sind erhältlich in Dosen wie in Flaschen, ich habe es mal etwas gemischt, persönlich bin ich ein Fan der Dose. Wir trinken die unterschiedlichen Ausprägungen jetzt einfach von links nach rechts durch.

Dreher Gold

Das Dreher Gold diene als Basislinie, einfach weil ich es schon so gut kenne und bei jedem Besuch in Budapest doch so einiges davon wegkonsumiere. Der Name ist definitiv gut gewählt, einfach weil es genau so golden und kristallklar im Glas steht, wie man es von so einem Bier erwartet. Man sieht dadurch die Perlage, der Schaum ist fein und bleibt eine Weile da. Leichte Hopfennoten riecht man, wenn man es an die Nase hält, etwas Malz, etwas helleres Getreide, doch in meiner Erfahrung ist das eh kein Bier, an dem man lange riecht – es lädt einen zum direkten Trinken ein. Und da passt für mich dann einfach alles. Die Textur ist initial weich und rund, geht im Verlauf aber durchaus ins eher Trockene, gaumenreinigende über. Süße und Säure sind perfekt ausgeglichen, der Hopfen bringt die richtige, edelherbe Bittere dazu, ohne dass es kantig wird. Ich liebe das Dreher Gold für seine Rezenz und extreme Süffigkeit, beides profitiert von guter Karbonisierung und leichter Struktur, die ganze Aromatik und der Aufbau erinnert an ein Helles. Im Abgang kommt das Getreide schön vor, kitzelt etwas am Zäpfchen, und löst sich dann zügig auf, ohne sich aufdrängend lange aufzuhalten. Nun, natürlich ist das kein großartig komplexes Genussbier, an dem ich mich lange aufhalte und an Nuancen erfreue, doch das erwarte ich hier nicht. Das zischt weg wie nix, erfrischt herrlich, tut das, was es soll, in Perfektion. Ich liebe das Dreher Gold, ohne Frage, wenn ich einfach nur sitzen und mein Durst gestillt werden soll.


Dreher Bitter Lager

Dann das Dreher Bitter Lager, eingebraut mit 3 Hopfensorten (sowohl Frischhopfen als auch Hopfenextrakt) auf 5% Alkoholgehalt. Kristallklares, strahlendes Sonnenblumengelb, mit feinem Schaum als Krone. Anflüge von Mousseux sind erkennbar. Der Geruch ist eine Mischung aus floralen und getreidigen Noten, das geht fast ins Parfümige über, aber nur fast. Jasmin, Lavendel, dazu etwas Mango – gar nicht unangenehm und nie seifig. Die Textur gefällt mir sehr, da wurde eine schöne Balance aus vorsichtiger Cremigkeit und fühlbarer Kante getroffen. Das wirkt dadurch sehr frisch und rezent, auch Säure und Karbonisierung sind im Gleichgewicht. Geschmacklich haben wir nun sehr malzig-getreidige Komponenten im Vordergrund, Bitterhopfen ist deutlich spürbar, 50 IBU wirken effektiv, aber ohne zu kratzen. Ein sehr sauberes, reines Bier mit herausragendem Mundgefühl, ideal als Durstlöscher, wenn gut gekühlt serviert. Wirklich gut!


Dreher Hidegkomlós

Wechseln wir von der Dose zur Flasche. Das Dreher Hidegkomlós (übersetzt „Kalthopfen“) ist ein mit 3 Hopfensorten eingebrautes Bier, und Citra wird als namensgebende Kalthopfung dazugegeben. Das trübt jedenfalls kein bisschen ein, kristallklar und blassgolden landet es im Glas, mit ordentlicher Perlage und einem fingerdicken, gemischtblasigen Schaum. Man entdeckt sofort den Hopfen, die herbfruchtigen Spitzen mit viel Grapefruit- und Orangenzeste sind dabei prominent, aber nicht kratzig. Eine saubere Getreidebasis, die an ein klassisches Helles erinnert, nimmt das alles gut auf und lenkt nicht von einer zusätzlichen, leichten Floralität ab. Im Mund ist das Bier weich und mit voller Textur, aber auch hier klar an ein Helles erinnernd, sauber, klar, ohne Störfaktoren auf Erfrischung ausgelegt. Der Hopfen gibt etwas Spannung dazu, aber bei weitem nicht so, dass man das Hidegkomlós mit einem Pale Ale verwechseln könnte. Die zusätzliche Frucht ist angenehm, doch insgesamt bleibt es ein recht komplexitätsarmes Bier. Die Struktur ist aber fett genug, um mich das Bier ohne große Überwindung wegziehen zu lassen – manchmal muss man so eine Art Bier auch einfach trinken, ohne zuviel nachdenken zu müssen. Dafür ist das Hidegkomlós gut geeignet!


Dreher Bak

Das zweite Flaschenbier ist das Dreher Bak (übersetzt „Bock“). 7,3% und 24 IBU lassen schon keine Zweifel aufkommen, dass hier andere Kaliber aufgefahren werden. Karamellmalz sollte erwähnt werden, man sieht und spürt es aber auch: die komplett blickdichte, beinahe richtig schwarze, dicke Flüssigkeit lässt höchstens ein paar rubinrote Lichtreflexe am Rand scheinen, der Schaum äußert sich nur in ein paar kleinen, dünnen Inseln. Der Geruch ist brotig und dunkel, schwer, aber nicht sich wirklich aufdrängend. Röstig riecht das, mit Anflügen von Speck und Rauch, aber auch etwas gegrillter Ananas. Angenehm! Die Textur ist dick und schwer, dabei aber nicht klebrig, im Gegenteil – für so ein dunkles Bier kommt das Bak richtig frisch und frech rüber. Gute Säure und die unsichtbare, aber wirksame Karbonisierung machen das Bier toll rezent und erfrischend, während es seine dunkle Röstmalzaromatik beibehält, mit leichter Nussigkeit und pflaumigen Melassetönen. Es prickelt etwas auf der Zunge, und lässt nach dem sehr kurzen Abgang ein gewisses holziges Kratzen mit definierter, aber eingebundener Bittere im Hals zurück, das mich überhaupt nicht stört. Ja, man könnte die Säure insgesamt ein bisschen runterfahren, um dem Malz noch etwas mehr Süßraum zuzugestehen, doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt für ein richtig süffiges Bockbier.


Dreher IPA

Nun das Dreher IPA, gebraut mit 6 Hopfensorten, keine davon wird auf dem Etikett benannt, da gibt es Verbesserungspotenzial, was Transparenz angeht. Kristallklar mit leuchtendem Kupfer, durch das man die starke Perlage gut erkennen kann. Grobblasiger Schaum bleibt eine Weile erhalten, sackt dann in sich zusammen. Sehr florale Hopfennoten dominieren den Geruch, das ist hier nun durchaus schon parfümig, mit Veilchen, Rosen, Jasmin und Lavendel. Leichte Zitruskomponenten kommen dazu, vor allem Bergamotte, am Ende hat man beinahe einen Eindruck von Echt Kölnisch Wasser. Da ich dieses Wässerchen mag, gefällt mir die Nase des Dreher IPA schonmal. 35 IBU zeigen sich am Gaumen nicht übermäßig kantig, das wirkt sogar eher mild für ein IPA. 5,4% Alkoholgehalt deuten auch darauf hin, dass man sich hier bezüglich Stiltreue nicht arg weit aus dem Fenster lehnt. Klar ist es hopfendominiert, aber erinnert mich in toto eher an ein Helles, und die unterschwellige Malzsüße gleicht des weiteren viel aus. Der Abgang ist kurz, wieder erkennbar floral. Ein gutes, trinkiges Bier, aber wer das echte IPA-Gefühl haben will, ist hier falsch.


Dreher Barack

Zu guter letzt gönnen wir uns noch ein Biermischgetränk aus dem Hause Dreher und wenden uns dem Dreher Barack (übersetzt „Pfirsich“) zu. 2 Sorten Hopfen, 4,0% Alkoholgehalt, 16 IBU (das ist das erste mal, dass ich eine IBU-Angabe auf einem Mischgetränk sehe!), kombiniert mit Pfirsichlimonade – eine Radlervariante also. Farblich stelle ich mir so in der Art schon ein Pfirsichradler vor, eine leuchtende Farbe zwischen rot und braun. Der Schaum ist kräftig, zischt beim Eingießen, und bleibt durch die sehr kräftige Perlage auch lange sehr feinblasig erhalten – optisch ein Gewinner. Die Nase nimmt erstmal nur den Pfirsich wahr, das erinnert mich aber schon eher etwas an die Eistee-Sorten, die es in großen Plastikflaschen gibt, als an frische Frucht. Erst lange danach kommt etwas Getreide, und dann lange danach etwas Hopfen. Nun, nicht unangenehm, aber auch nichts, was mich durch starke Natürlichkeit erregt. Im Mund ist dann auch der Eistee da, eine starke Süße drängt sich auf, fast schon pappig, etwas Säure und die Karbonisierung verhindern das schlimmste. Leichte Malzigkeit ist erkennbar, doch das Bier hat es überraschend deutlich schwer, sich gegen die Pfirsichlimo durchzusetzen. Im sehr kurzen Abgang klingt dann noch etwas Getreide durch, aber nur mit Fantasie. Naja, man kann das sehr kalt als Erfrischungsgetränk trinken, aber öfters brauche ich das nicht. Wenn es sehr viel weniger süß wäre, vielleicht, aber so? Nicht unbedingt.


Eine spannende Sache, muss ich sagen. Dreher liefert insgesamt betrachtet in diesem Set wirklich gut ab, mein persönlicher Favorit ist und bleibt dabei aber natürlich das ganz klassische Dreher Gold, das würde ich gern öfter trinken, wenn ich es hier in Deutschland leichter bekommen könnte. Die Varianten sind stabil und interessant und zeigen, wie sich auch größere Brauereien im eigentlich sehr konservativen Ungarn inzwischen der Craftbierwelt öffnen – es gibt auch noch ein Kirschbier und diverse Alkoholfreie dieser Brauerei. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie die Bierwelt in Ungarn bei meinem nächsten Besuch aussehen wird!

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

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