Brügge sehen und sterben, heißt ja ein Filmtitel, der immer gern zitiert wird, wenn jemand die belgische Stadt besucht. Ich war da im Frühjahr 2023 für einen kleinen Städtetrip mit Grachtenfahrt und anschließendem Tag am Strand in De Haan. Diverse Biere gabs da natürlich, belgische Kroketten in verschiedenen Varianten, Muscheln mit Pommes und was halt dazu gehört, wenn man als Touri in Belgien unterwegs ist. Ein paar Eindrücke dieser zwei Tage am Ende des Artikels, jetzt wollen wir erstmal zwei der Mitbringsel aus Brügge anschauen, echte Kinder der Stadt: die Brouwerij De Halve Maan Brugse Zot und Brugse Zot Dubbel.
Ocker, mit leichter Trübung, fast eher Opalisierung, durch die man die vom Glasboden des gebrandeten Glases, das ich auch natürlich mitgenommen hatte, aufsteigende Mousseux schön beobachten kann. Der Schaum ist sehr fein, ausdauernd und eine ideale Krönung des Biers.
In der Nase erkennt man eine mildfruchtige Note, die bestens mit den deutlichen Getreidetönen zusammenspielt, eine gut gewählte Hopfung ist das, die das Malz nicht komplett unterbuttert. Ein wirklich sehr typischer Biergeruch, dabei mild und rund, etwas, woran man nicht wirklich lange nach Aromen forschen, dafür ganz entspannt genüsslich schnuppern kann.
Am Gaumen bietet sich eine tolle Textur, sehr weich und voll, dabei aber nicht übermäßig kauig, da bleibt genug Raum für Frische und Körper zugleich. Auch Süße und Säure sind in perfekter Balance, dazu die wohlgestaltete Bittere: hier, das finde ich großartig, passt einfach ein Zahnrädchen ideal ins andere. Da sticht nichts hervor, da fällt nichts hinten herunter. Ja, es könnte natürlich ein bisschen mehr Komplexität vorhanden sein, und etwas mehr Länge, aber das sind Details.
Ach, was soll ich noch lange fabulieren. Ein wirklich richtig gutes Bier, supertrinkig, unkompliziert, unterhaltsam, und mit 6% Alkoholgehalt auch nicht zu schwach.
Ein bisschen Gushing tritt auf, wenn ich den Kronkorken ziehe, nicht extrem, aber ein bisschen Schaum läuft die Flasche hinunter. Danach ist auch ordentlich cremafarbener Schaum auf dem Bier, sehr großblasig, und dieser sackt dann in eine feinere Form ab und bleibt dann eine Weile auf dem espressofarbenen Bier sitzen. Volltrüb und mit wunderschönen rubinroten Reflexen im Gegenlicht – optisch schonmal ein Gewinner.
Malzig und metallisch ist der Duft, mit einer bereits hier erkennbaren, hellen Frische, die der dunklen Farbe widerspricht. Nicht ganz minzig, aber beinahe. Das schnuppert sich durchweg angenehm, die niedrige empfohlene Trinktemparatur verhindert dann aber halt doch, dass man mehr davon wahrnehmen kann.
Frisch, rezent und hell wirkt das Dubbel auch am Gaumen, die Malzigkeit kommt sehr prägnant hervor, besonders im Verlauf, wenn die erste Frische am Gaumen wieder abklingt. Dabei wirkt es nie übermäßig süß, sondern bindet Süße, Säure und Bittere nahezu perfekt aneinander, auch mithilfe der weichen, cremigen Textur, auf der man gut kauen kann. 7,5% Alkoholgehalt machen Freude. Minimalste Astringenz kommt gegen Ende auf, wenn auch die minzige Frische wieder erscheint.
Das Dubbel steht dem Blonden Brugse Zot in keiner Form nach, es hat einen malzigeren Charakter, aber all die Vorteile des Blonden finden sich auch hier. Beides sind wirklich ausgesprochen gut gemachte, durchtrinkbare Biere, bei denen ich mir wünschte, ich hätte sehr viel mehr als nur je zwei Flaschen aus Brügge mitgebracht. Selbst im eh schon hohen belgischen Bierstandard gehört das für mich zu den Top-5-Prozent dieses Landes.






Brügge ist ganz sicher einen Tagesausflug wert, es gibt viel zu sehen, alles ist fußläufig gut zu erreichen. Eine Grachtenfahrt macht Spaß, man sollte dafür aber früh da sein und/oder etwas Wartezeit mitbringen, vor allem an Tagen, in denen mit erhöhtem Touristenaufkommen zu rechnen ist. Muscheln und Pommes gehören natürlich zum Pflichtprogramm, und auch die belgische Waffel dort ist allein schon die Reise wert. Dass man Biere ohne Ende bekommt, ist für den Bierfreund toll – ich habe noch zwei weitere original Brügger Biere mitgenommen, die ich bald hier besprechen werde.


