Mein erster Versuch, eine Pfeffer-Spirituose herzustellen, ging gnadenlos in die Hose. Da man nie aufhören darf, wenn man eine Niederlage erlitten hat, versuche ich nun einen anderen Weg. Statt des versuchten Fat Washings gehe ich nun den Weg der Mazeration, also dem Kaltaufguss, einem der Infusion, dem Heißaufguss, das wir alle vom Teekochen kennen, verwandten Verfahren.
Schwarzpfeffer-Vodka
150ml Vodka, z.B. Smirnoff
1 Esslöffel schwarzer Pfeffer
Den schwarzen Pfeffer in den Vodka einlegen und 24h stehen lassen.
Bereits nach 2 Stunden hat der sonst klare Vodka eine schöne goldene Farbe aus den Pfefferkörnern gezogen.
Nach 24h ist die Farbe noch dunkler geworden.
Das ist so ein Zeitraum, der für Mazeration ausreichen sollte; daher werden nun die Pfefferkörner über ein Teesieb ausgesiebt und der Vodka durch einen Kaffeefilter von den gröbsten Schwebestoffen befreit.
Nun noch abgefüllt in eine kleine Flasche, und fertig ist der Schwarzpfeffervodka!
Geschmacklich ist das hochinteressant: Der Vodka nimmt nicht nur die Schärfe des schwarzen Pfeffers, sondern auch den Geschmack an. Eine pikante, aromatische Verbesserung des neutralen Vodkas. Auf jeden Fall ein Erfolg im Vergleich zum grausigen Ergebnis des Fat-Washing-Versuchs!
Wozu braucht man Pfeffervodka? In Dale DeGroffs The Craft of the Cocktail habe ich neben viel Standardzeugs ein Rezept gefunden, das mich begeistert hat. Es geht um den Oyster Shooter.
Dazu ist ist ein bisschen Vorarbeit nötig. Wir mixen erstmal ein paar Zutaten zum Oyster Shooter Tomato Mix, eine der Zutaten, zusammen. Ich habe das ursprüngliche Rezept, das auf Barbedarf und 30 Shooter ausgelegt war, einfach mal halbiert.
Oyster Shooter Tomato Mix
2 kleine Blätter Salbei
13 oz Tomatensaft
1 oz Balsamico-Essig
1 oz Zitronensaft
Ordentlich frisch gemahlener Pfeffer und grobes Salz
1 Teelöffel Tabasco-Sauce
½ Esslöffel Meerrettich
Das ganze gut verrühren und dann für ein paar Stunden kaltstellen. Es sieht nicht wirklich appetitlich aus – aber da muss man durch!
Nun stellen wir den tatsächlichen Oyster Shooter her – ich habe mal 2 Portionen vorgesehen – keine Sorge, das ist so lecker, da werden schnell 4 oder 8 draus! Dazu muss man noch ein paar Sachen einkaufen: Austern, Kapernäpfel und Zitronen. Etwas Crushed Ice sollte man auch noch mahlen. Die Austern werden geöffnet (mit einem Austernmesser ist das auch zu Hause ein Leichtes, wenn man etwas Übung hat) und aus der Schale gelöst.
Oyster Shooter
1 kleine Auster
½ oz Schwarzpfeffer-Vodka
1 oz Oyster Shooter Tomato Mix (siehe oben)
1 Austernschale zur Dekoration
1 Zitronenviertel
1 Riesenkaper mit Stengel
Wir geben 1 oz unseres Oyster Shooter Tomato Mix, ½ oz Schwarzpfeffer-Vodka und eine Auster in das Shooter-Glas. Das ganze in einer Eisschale platzieren, mit Austernschale dekorieren.
Dale DeGroffs Trinkritual für diesen Drink sieht so aus: In die Zitrone beißen, etwas vom Shooter kippen, in den Kapernapfel beißen. Ich kann Euch sagen: Es lohnt sich! Wohl bekomms!
Wir hatten mitte 90er mal n Schüleraustausch nach Dänemark. Und die Kids da waren ganz wild auf alle möglichen Wodka-Kaltauszüge. Auch Gewürze, aber am beliebtesten waren so widerliche Lakritzbonbons. Gab sogar n Rezeptbuch in Kooperation von Absolut und ner Süssigkeitenfirma. Den Namen dafür hab ich vergessen, wohl wegen zu viel Wodka…
Ja, Absolut ist auf dem Aromatenvodka-Markt wahrscheinlich der wichtigste Player. Ich kann mit sowas nicht so furchtbar viel anfangen, der Pfeffervodka war nur so eine Laune. Selbst den Zitronenvodka, der für den echten Cosmopolitan vorgesehen ist, halte ich für Quatsch – da mache ich lieber ein paar Tropfen echte Zitrone in den Drink.
Und beim Thema Schnaps beim Schüleraustauch kann ich nicht mitreden – ich habe mein erstes Bier mit 20 getrunken, geschweige denn härteres Zeug.
Ein braver Saarländer, der erst nach der Volljährigkeit den Alkohol kennenlernte? Ungewöhnlich. Die Dänen haben’s uns da ordentlich besorgt. Vor der Begrüßung in deren Schule erinnerte unser Lehrer noch mal an’s Alkoholverbot, dann erwartetet uns ein Buffet mit viel Bier, der dänische Direktor betonte extra stolz, daß es selbstverständlich völlig kostenlos sei. Wirklich fertig gemacht haben mich aber mitternächtliche Kaffee- und Kuchen-Orgien in der Familie. Ich dachte erst, das sei eine ironische Bestrafung für Kinder, die angetrunken nach Hause kommen. Gehört aber zur normalen Gastfreundschaft unter Dänen. Im Norden braucht man wohl viel Kohlenhydrate, egal ob vergoren oder gebacken, je später, je lieber…