Ich war 2023 öfters in Luxemburg, der Flughafen dort liegt einfach sehr günstig für mich und man fliegt mit LuxAir sehr komfortabel in viele Regionen Europas, die letzte Propellermaschine brachte mich nach Venetien, davor war Lissabon das Ziel. Jedesmal probiere ich ein lokales Bier, und diesmal habe ich mich für zwei Produkte der Brasserie de Luxembourg Mousel Diekirch entschieden; Diekirch ist ein Ort in Luxemburg. Mich faszinierte der Spruch „Zu Lëtzebuerg gebraut – Zanter 1871“, dazu ein paar französische Wörter drauf, die das Sprachmischmasch in Luxemburg gut wiederspiegeln, sowas fasziniert mich. Also stelle ich heute das Diekirch Premium und das Grand Cru Bière Ambrée vor.
Probieren wir erstmal die kleinere Dose. Das Diekirch Premium wird als „bière blonde“ oder Lager deklariert, ganz klar ist das nicht, wir wollen aber auch nicht päpstlicher sein als der Papst. Jedenfalls weist es 4,8% Alkoholgehalt auf und ist im Glas kristallklar, strahlend blond, ohne jeden Anflug von Trübung. Reinweißer Schaum bildet sich fingerdick, bleibt halb so stark eine ganze Weile stehen. Man sieht leichtes Mousseux. Ein optisch sehr ansprechendes Bier.
Die Nase ist vergleichsweise zurückhaltend, typisch für ein Helles oder ein Export, etwas hopfig, etwas hefig, nur leicht malzig – na, da gibts eigentlich, wenn man ehrlich sein will, nicht wirklich viel darüber hinaus zu berichten.
Im Mund fällt zunächst eine weiche Textur auf, sehr rund und dabei trotzdem klar bleibend. Eine minimale blumige Note ist da, gar nicht unangenehm oder als Fehlton wahrnehmbar, dazu die hopfige Frische und feine Herbe. Im Verlauf spürt man letztere etwas deutlicher, dennoch bleibt es ein eher mildes Bier, da kratzt nichts. Die Exportaromatik ist klar definiert, ein sehr typisches und traditionelles Bier ohne viel Experiment – das ist aber auch nicht schlecht zwischendurch, vor allem, wenn es so ein tolles Erfrischungserlebnis bietet mit ordentlich Rezenz.
Das Diekirch Grand Cru Bière Ambrée hat im Gegensatz zum hellen Vorgänger Hopfenextrakt und Zuckersirup als Zutaten auf der Liste, ersteres kann funktionieren, wenn man es gut macht, zweiteres darf für mich höchstens für die Flaschengärung eingesetzt werden, bei einer Dose bin ich da skeptisch. 5,1% Alkoholgehalt gebe ich einfach mal so weiter.
Die Farbe des Biers ist fast identisch zur Dosenfarbe, ein rostiges Haselnussbraun, würde ich sagen, sehr klar, minimalst opalisierend vielleicht. Der Schaum ist kräftig, bleibt auch lange erhalten, in sehr gemischtblasiger Form. Die Nase wirkt ebenso rostig wie die Farbe, ein bisschen malzig, ein bisschen hopfig, aber beides ist mehr erahnbar denn wirklich handfest sensorisch festmachbar. Ein kleiner Fruchtanteil schimmert durch.
Am Gaumen merkt man direkt, dass der Zuckersirup nicht den Hefen als To-Go-Nahrung während der Flaschenreifung diente, sondern im Bier erhalten bleibt und dieses doch ein bisschen süßer macht, als ich es bei Bier wirklich mag. Nicht dramatisch aufdrängend, doch es ist ein durchgängiger Störfaktor, der mich den Rest des Biers nur wenig genießen macht. Ein bisschen Säure gleicht die allergröbsten Pappattacken aus, doch sensorisch ist außer diesen beiden Aspekten kaum etwas vorhanden. Im Abgang kratzt es sogar ein bisschen, und der Rostnagel wird voll ausgepackt. Kein Bier, das ich mir nochmal holen werde – den Sirup verzeihe ich in dieser Form nicht.
Man sieht – keine wirklichen Knaller, für die man extra nach Luxemburg fahren müsste. Da bietet das Land bessere Alternativen.


