Man findet sie eigentlich überall, wo traditionell auch Rum hergestellt wird: hausgemachte Punches, oft mit den ebenso lokal geernteten Früchten. Der harte Rum wird dadurch leichter konsumierbar, gerade in der Hitze des Nachmittags gönnt man sich sowas gerne. Der Poncha da Madeira Tradicional ist so ein Punch, der Name sagt es verportugiesischt ja schon aus. Hergestellt wird er bei Engenho Novo da Madeira, deren bekannteste Marke wahrscheinlich William Hinton ist. Früchte der autonomen Region Madeira, hier Zitronen und Orangen, werden mit Zucker und Honig vermischt und mit einem Madeira-Rum zu eben diesem traditionellen Getränk angerührt, 16% Alkoholgehalt hat man am Schluss. Mit einem kleinen Wermutstropfen muss man leben, wenn man so ein Mischgetränk, das sonst eigentlich frisch für den Konsum spontan zusammengerührt wird, auch außerhalb der Insel lager- und verkehrsfähig machen will: ein paar Antioxidantien sind drin (Ascorbinsäure und Zitronensäure, also nichts dramatisches), und die grelle Färbung ist aus meiner Sicht unnötig. Aber das soll uns keineswegs davon abhalten, uns für ein paar Minuten gedanklich nach Madeira in eine kleine Kneipe zu versetzen und den Sommer, der ja gerade wieder zurückkommt, voll zu genießen!
Man trinkt das auf Madeira wohl einfach so, hausgemacht, gekühlt – die Trinkempfehlung auf dem Rücketikett der Flasche erlaubt aber auch Eis. Ich probiere einfach beides, erstmal so, wie es aus der Flasche kommt. Das liegt dann gut auf der Zunge, mit weicher und runder Textur, natürlich erstmal von der Süße dominiert. Leichte Fruchtaromen erkennt man, sowohl Zitrone als auch Orange, aber ohne die Säure dieser Früchte, eher die ätherische Zestigkeit, die sich insbesondere in einer überraschenden Anästhesierung der Zungenspitze am Ende äußert. Wie ich es erhofft habe, ist auch der Madeira-Rum sensorisch klar vorhanden, grasig, mit vielen Zuckerrohrsaft-Aromen, tatsächlich erinnert mich dieser Poncha so an die leichten Mixgetränke, die ich auf Guadeloupe aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft getrunken habe. Easy und unkompliziert, für meinen persönlichen Geschmack fast aber einen kleinen Ticken zu süß.
Ich gebe jetzt ordentlich Eis dazu, quirle das mit dem Barlöffel, bis das Glas außen beschlägt. Natürlich verdünnt man damit den Poncha noch etwas, doch insgesamt macht es für mich das eigentlich noch angenehmer zu trinken – die Süße wird etwas abgeschwächt, die Rum- und Fruchtaromen aufgewertet und besser ineinander verschliffen. Hier spürt man dann auch eine leichte Bittere, die ich sehr apart finde. So trinkt sich das wirklich sehr süffig, aromatisch, unterhaltsam, ohne, dass man groß drüber nachdenken muss, was man da im Glas hat. Der Nachklang dann ist sogar etwas würzig, sicher aus dem Rum und dem Honig stammende Töne von Zimt, Muskatnuss und etwas Sternanis erfreuen den Gaumen eine längere Zeit.
Was bekommt man hier? Einen leichten Sommerdrink, unkompliziert und ohne großen Anspruch, aber das ist ja auch genau der Punkt an so einem Poncha – das trinkt man nicht, weil man Komplexität explorieren will, sondern weil man Lust auf einfache Erfrischung und Aroma hat, wenn es draußen heiß ist. Wer Lust hat, gebe einfach noch einen Teelöffel Passionsfrucht-Fruchtfleisch oder einen Limettenschnitz dazu, dann wird das ganze noch bunter. Ich gebe mich gern an einem Tag auf der Terrasse, wenn die Sonne herunterbrüllt, ein paar Gläsern des eisgekühlten Poncha hin und genieße die Entspannung und den Traum davon, endlich mal nach Madeira zu kommen.
Offenlegung: Ich danke FFL Rum Brands für die kosten- und bedingungslose Zusendung einer Flasche dieses Ponchas.


Ein Kommentar zu “Punch am Freitag – Poncha da Madeira Tradicional”