Das trinkt man so – Grand Marnier Cordon Jaune und Cordon Rouge

Grand Marnier Cordon Rouge Titel

Eine der wenigen Sendungen, die ich noch immer wirklich gern im Fernsehen anschaue, ist das „Perfekte Dinner“, und im Besonderen das „Perfekte Promi-Dinner“. Diese Sendung hat die richtige Mischung aus Humor, Koch- und Einkaufsverhalten und Einblick ins private Leben fremder Leute, die mich an den Bildschirm fesseln kann. Neulich aber hat sich das Format selbst übertroffen; am 08.01.2017 um 20:15 wurde bei VOX „Das perfekte Profi-Dinner: Spitzenköche unter sich“ ausgestrahlt. Die Idee: Sterneköche bekochen sich privat gegenseitig, und was sich erstmal recht langweilig und konventionell anhörte, explodierte fast vor Charme und Unterhaltungsfaktor. Insbesondere 2-Sterne-Koch Christian Lohse sorgte beim Publikum für eine hochfaszinierende Mischung aus Entsetzen und Lauthalsmitlachen.

Das Highlight dieses Fernsehabends war dann das Getränk zum Dessert, das Lohse seinen hochdekorierten Gästen kredenzte – Grand Marnier auf Eis im Wasserglas. Auf die etwas irritierte und schon vom reichlichen Voralkohol angedüselte Nachfrage seiner Kollegen, wie das eigentlich gehe, antwortete Lohse in seiner unnachahmlichen Art nur trocken: „Das trinkt man so“.

Das perfekte Promi-Dinner "Spitzenköche unter sich"

Darüber ließe sich natürlich trefflich streiten, insbesondere, wenn man sich unsicher ist, was das goldene Gebräu eigentlich ist, was da im Glas landete. Nachdem ich hier auf meinem Blog bereits drei Orangenliköre vorgestellt hatte – in aufsteigender Qualität den Chadess Liqueur d’Orange, den Le Favori sowie Clément Créole Shrubb – kommt nun ein Doppelfeature, das die zwei Ausprägungen des französischen Edellikörs vorstellen soll – Grand Marnier Cordon Jaune einerseits, und Grand Marnier Cordon Rouge andererseits. Was ist der Unterschied, außer dem schon im Namen enthaltenen Farbunterschied des Bändchens um die Flasche? Beginnen wir mit dem gelben Bändchen, dem Cordon Jaune, das noch den Untertitel Triple Sec trägt.

Grand Marnier Cordon Jaune Flasche

Wer sich nochmal daran erinnern lassen möchte, was Triple Sec ist, den verweise ich gern auf meinen oben verlinkten Artikel zu Le Favori. Der Grand Marnier Cordon Jaune ähnelt diesem und den meisten anderen Triple Secs zumindest schonmal dahingehend, dass auch er mit neutralem Alkohol hergestellt wird, ist also etwas vodkaähnlich. Die Farbe dieses Likörs, das ahnt man schon durch die braungetönte, markante Flasche, ist komplett klar. Im Glas ist er dann erkennbar ölig und viskos, so dass Beine am Glasrand haften bleiben und langsam ablaufen.

Der Geruch enttäuscht die Erwartungen nicht – natürlich vordergründig Orange, dazu etwas Zitrone, und ein Anklang an Mandeln. Die klar erkennbare Ethanolnote deutet auf die Entstehung mit Neutralalkohol hin. Insgesamt in der Nase süßlich, und man ahnt schon, worauf man sich einlässt – oberflächlich, dafür mit Wumms. Das bestätigt sich dann auch im Mund. Dieser Gelbband-Grand Marnier ist sehr süß, mild orangig, fast schon eher mandarinig. Im Vergleich zu den anderen bereits erwähnten Orangenlikören ist er dann aber doch noch etwas orangiger und aromatischer, und auch etwas weniger süß. Den Neutralalkohol kann aber keine Orangennote verdecken. Der Abgang schließlich ist warm und mittellang, leicht klebrig. Orangenaromen bleiben lange, aber auch das Gefühl des zuckrigen Overkills.

Springen wir direkt weiter zum großen Bruder des Cordon Jaune, zur Edelvariante, dem Grand Marnier Cordon Rouge, der im Gegensatz zur gelbbebandeten Version mit 51% Cognac hergestellt wird.

Grand Marnier Cordon Rouge Limited Edition

In meiner „Limited Edition“ wird der Likör in einer intransparenten, weißen Flasche ausgeliefert – der Standardfall ist die identische Flasche zum Cordon Jaune, nur dann eben mit einem roten Bändchen. Die Ähnlichkeit der Präsentation ist aber eigentlich auch schon das Ende der Gemeinsamkeiten.

Im Glas zeigt sich der Cordon Rouge in kräftiger Bernsteinfarbe, fast schon dunkle Orange. Eine leichte Viskosität ist vorhanden, aber nicht ganz so wie beim klaren Verwandten. Der Geruch mag in den ersten Eindrücken ähnlich sein, hauptsächlich natürlich Orange, auch die Zitrone, dann kommt aber schon eine klar erkennbare Weinbrandbasis zum Vorschein. Ein sehr anderes, sehr viel feineres und weniger aufdringliches Aroma, das ergänzt wird durch Anklänge von Nelken und anderen Gewürze. Komplex und spannend.

Auch wenn der Geschmack immer noch sehr süß ist, schmeckt man doch tiefere Schichten heraus – Nüsse, Trockenobst, Nussschokolade, etwas schwarzer Pfeffer. Orange kommt hier erst als nachgelagerte Komponente, die im Verlauf dann aber immer stärker wird. Ganz im Hintergrund schweben Holz- und Rauchnoten. Hellfruchtig, sehr warm und lang ist der Abgang, mit milder Süße, ebenso mildem Brennen, und deutlichen Weinbrandnoten.

Grand Marnier Cordon Jaune und Cordon Rouge Vergleich

Sehr witzig ist die farbliche Gegenüberstellung, wenn man die „Limited Edition“ in der weißen Flasche besitzt – die weiße Flüssigkeit in der braunen Flasche, die braune Flüssigkeit in der weißen Flasche.

Insgesamt kann man sehr schnell ein Fazit ziehen, was den Vergleich der beiden Grand Marniers angeht: Im Purgenuss ist der Cordon Rouge klarst überlegen; er ist eigentlich ein ganz anderes Getränk mit viel mehr Charakter, Volumen und Komplexität. Letztlich spricht der Hersteller mit den beiden Produkten aber natürlich auch unterschiedliche Zielgruppen an. Cordon Rouge für Purtrinker (wie Christian Lohse und seine Gäste), Cordon Jaune als typische Cocktailzutat.

Wie zum Beispiel beim Orange Brulée, hier gezeigt in der Variation, die J&C’s auf ihrem Blog vorgestellt hatten. Ein toller After-Dinner-Cocktail mit viel Frucht und Süße. Allerdings wage ich es, Grand Marnier Cordon Rouge auch in Cocktails zu wählen, insbesondere wenn, wie hier, der Orangenlikör eine wichtige (oder gar die Haupt-)Rolle spielt.

Orange Brulée


Orange Brulée (J&C’s Variation)
1½ oz Orangenlikör (z.B. Grand Marnier Cordon Rouge)
1¼ oz Bourbon Whiskey (z.B. Evan Williams BiB)
½ oz Amaretto (z.B. Disaronno)
Auf Eis shaken.
Einen Hauch Sahne floaten und mit Kakao bestäuben.

[Rezept nach Xavier Laigle und J&C’s]


Tatsächlich muss man ihn also nicht unbedingt wie Christian Lohse gleich aus dem Wasserglas trinken, um Grand Marnier stilecht genießen zu können – ich kann mir aber gut vorstellen, dass auch das bei einem lustigen Abend mit Gleichgesinnten durchaus gut ankommen kann, wie man im Fernsehen ja sehen konnte. Und sowieso, wer wäre denn ich, mit einem frankophilen 2-Sterne-Koch disputieren zu können, wenn es um Genuss geht?

Veröffentlicht von schlimmerdurst

Hüte dich vor denen, die nur Wasser trinken und sich am nächsten Tag daran erinnern, was die anderen am Abend zuvor gesagt haben.

6 Kommentare zu „Das trinkt man so – Grand Marnier Cordon Jaune und Cordon Rouge

  1. Orange Brulee ist ziemlich lecker, mit Vergnügen getestet. Mangels Bourbon wurd Canadian benutzt. Wirkte im Rührbecher noch bisschen bissig, aber der Tropfen Sahne macht die Sache rund.

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