Ein Bier, das ins Auge sticht – das Etikett in mit der gekrönten Karikatur eines wilden Stiers in lila ist in jedem Bierregal auffällig. Ich finde es erfrischend; die deutschen Bierhersteller hängen immer noch sehr an ihren goldgeprägten Wappenetiketten aus dem 15. Jahrhundert, und trauen sich, bis auf die jungen, frechen Craftbeer-Brauer, nicht wirklich, so eine witzige Idee umzusetzen.
Beim Strong Suffolk Dark Ale aus dem Hause Greene King handelt es sich aber auch beim Inhalt um etwas für deutsche Biergewohnheiten ungewöhnliches: Es ist ein Blend aus verschiedenen Ales. Während man bei Spirituosen das Blending zweier oder mehrerer Spirituosen schon immer betreibt, ist das bei Bier nicht allzu üblich – spannend ist es auf jeden Fall. Eines der geblendeten Ales ist laut Beschreibung ein malzig-dunkles, das andere wurde 2 Jahre im Eichenfass gelagert (noch so etwas, das der Pilstrinker noch nie gehört oder gesehen hat).
Tatsächlich sind auch sowohl bei Geruch als auch Geschmack dann Aromen erkennbar, die ich normalerweise amerikanischem Whiskey zuschreiben würde. Eiche und Karamell, die zwei Grundgeschmäcker des Bourbon. Natürlich sind diese Aromen doch deutlich im Hintergrund.
Der Gesamtgeschmack ist entsprechend sehr würzig, fast schon deftig, und sehr aromatisch – wer auf feingeistige, zarte Biere steht, und sich das Bier trotz des Namens und des wilden Stieretiketts zugelegt hat, sollte drüber nachdenken, es ungeöffnet zu verschenken. Entsprechend dem Blend-Malzale kommt ein leicht malziger, aber prakisch nicht süßer Geschmack dazu.
Auffallend ist noch eine milde Fruchtsäure, die zusammen mit der Frische der feinen Perlage ein gewisses Durstlöscherpotenzial erzeugt, das der Anblick erstmal nicht vermuten lässt. Beim Abgang kommt dann der Stier wieder zum Vorschein: die sehr kräftige Bitterkeit bringt das Zäpfchen zum vibrieren.
Das Strong Suffolk Dark Ale geht in der Gesamtbetrachtung mehr in die Richtung eines sehr kräftigen Dunkelbiers, als die eines Porters oder Stouts. Es passt hervorragend zu starkaromatischem Essen, wie dem Steinpilzomelett mit Rucola-Salat, das ich mir dazu zubereitet habe. Beim sündhaften Preis von Steinpilzen fällt auch der hocharomatische Kaufpreis von knapp 3€ im Galeria Kaufhof nicht mehr auf.
Was n Zufall. Gestern hab ich das Hop Monster von Greene King probiert…
Das steht auch noch auf meiner Verkostungsliste… Wie fandest Du es?
Normales dünnes Ale ohne besondere Aromen, das einfach ziemlich bitter ist. Allerdings als Feierabenddröhnung alleine bei schlechtem Fernsehprogramm getrunken. Wäre in guter Gesellschaft zu deftigem Grillgut (Schwenker?!?) bestimmt viel besser.